Das frühe Mittelalter

Die Ankunft der Lutschaner

Auch das Gebiet von Saaz wurde schon lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt besiedelt. Es war der keltischer Stamm der Boier  und dann der germanische Stamm der Markomannen. Im 6. Jahrhundert begann die Wanderbewegung der slawischen Stämme aus der Gegend der heutigen Ukraine und des Dnjepr  nach Westen. In der Saazer Gegend hat sich der slawische Stamm der Lutschaner angesiedelt.

.Vom 10. bis zum 12. Jahrhundert waren die Häuser von Saaz aus Holz. Dies gilt auch für die Befestigungen. Eine typische frühmittelalterliche Mauer bestand aus einer Holzkonstruktion, auf die eine Trockenmauer aus Steinen zum Schutz gegen Feuer gesetzt wurde. Archäologische Untersuchungen belegen, dass in der Stadt sonst nur die Kirchen aus Stein gebaut waren.

Für die frühe Geschichte von Saaz sind  natürlich nur wenige historische Quellen vorhanden. Ausgrabungen im Stadtgebiet liefern jedoch den Beweis, dass hier auf jeden Fall schon im 10. Jahrhundert eine Burgsiedlung bestanden haben muss.

Standbild Wenzels im Prager Veitsdom, Parler-Hütte, 14. Jahrhundert. Der Kopf der Statue stimmt mit den tatsächlichen Maßen von Wenzels Schädel überein.

Wir registrieren hier alte Befestigungen aus dem 8. und 9. Jahrhundert, die immer noch Stammesfestungen sind. Wir müssen uns daran erinnern, dass 919 Heinrich I., Herzog von Sachsen, König wurde und die bis dahin auf Bayern  ausgerichtete Außenpolitik der Přemysliden eine Wende erfahren musste. Die darauf folgenden Feindseligkeiten gipfelten 929 in einer militärischen Auseinandersetzung: Heinrich I. rückte zusammen mit Arnold von Bayern nach Prag vor, belagerte es und zwang den heiligen Wenzel, den Fürsten  Wenzel, zur formellen Unterwerfung. Sein Bruder Boleslaus vertrat offenbar eine radikale oder gegenteilige Auffassung von dieser Politik und glaubte, sich dem Reich widersetzen zu können, und deshalb, so lautet eine Interpretation, fand die Ermordung des heiligen Wenzel in Stara Boleslav statt.

Auf dem Saazer Büschelplatz wurden bei archäologischen Grabungen eine große Kirche  mit unbekanntem Patronat  und viele Grabstätten entdeckt. Die jüngsten Gräber aus dem 12. Jahrhundert waren mit großen Steinplatten bedeckt. An der Westfront der Kirche stand ein großer eckiger Turm. Die Kirche selbst war mit romanischen Relieffliesen ausgestattet. Aus Schmuckfunden, so genannten Ohrringen in S-Form schließen wir, dass hier die slawische Bevölkerung vom 11. bis zum frühen 13. Jahrhundert begraben wurde. Insgesamt sind 258 Gräber vom Männern, Frauen und Kindern entdeckt worden.

Die Abbildung zeigt eine Rekonstruktion des přemyslidischen Fürstenhofs aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, der in den Jahren 1999-2000 untersucht wurde und noch heute untersucht wird. Was Sie hier sehen, ist eine ideale Rekonstruktion, die sowohl für die Archäologen selbst als natürlich auch für die Öffentlichkeit sehr wichtig ist. Der fürstliche Palast wurde identifiziert, die dahinter liegenden Lagergebäude, die Palisadeneinfriedung mit Tor und die Kirche mit unbekanntem Patronat wurden erforscht. Diese Kirche wurde offenbar im letzten Viertel des 10. Jahrhunderts gegründet erbaut und ist, abgesehen von der Prager Burg, sicher die älteste Kirche in Böhmen, und ich betone nochmals, abgesehen von Prag.

Im Jahr 1937 wurde der berühmte Schatz von Žatec gefunden. Es handelte sich um zweidreiviertel Kilo Gold- und Silbergegenstände und Silbermünzen. Früher glaubte man, dass dieser Schatz einem Kaufmann gehörte, heute geht man davon aus, dass er einem spezialisierten Handwerker, einem Schmuckhersteller, gehörte, der aus Drähten in filigraner Technik Schmuck herstellte.

Die Münzen im Schatz kamen aus böhmischen Prägeanstalten, vor allem aus Prag. Es waren aber auch einige deutsche und andere auswärtige Münzen darunter. Insgesamt mehr als 340. Durch numismatische Untersuchungen konnte bestimmt werden, dass der Schatz zwischen 1009 und 1012 vergraben wurde.

Dar Saazer Schatz

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