Die Hussiten. Nach neuesten Erkenntnissen weilte zu Weihnachten des Jahres 1412 der Reformator Jan Hus in Saaz. Gegen ihn war in Prag ein Kirchenbann verhängt worden und man wusste lange nicht, wo er sich aufgehalten hatte. Man nahm an, dass er sich auf der Ziegenburg oder einer anderen Burg aufgehalten hat. Neueste Forschungen beweisen jedoch, dass er wirklich in Saaz war und hier Weihnachten und den Winter 1412 / 1413 verbracht hatte.
Nachdem Jan Hus im Konstanz den Tod auf dem Scheiterhaufen fand, bildete sich die Hussitenbewegung, das heißt die böhmische Reformation. Saaz wurde zu einem ihrer wichtigsten Zentren.
Mit dem Einzug der böhmischen Reformation, dem so genannten Hussitentum, schlossen sich auch deutsche Saazer sich dieser Reformbewegung an. Und so wurde Saaz – die deutsch-tschechische Stadt, vielleicht schon damals eine tschechisch-deutsche Stadt der Hussiten. Und diese Hussiten waren nicht irgendwelche Nationalisten, sondern ehrbare deutsche Saazer Bürger.
Aus Saaz stammen auch zwei bedeutende Hussitenpriester, Jan Nĕmec und Petr Nĕmec, die wahrscheinlich Deutsche waren. Sie schlossen sich jedoch der Seite der radikalen Hussiten an. In dieser unruhigen Zeit gab es verschieden Visionen eines bevorstehenden Weltuntergangs, der Mitte Februar 1420 kommen sollte Als dann das Jahr 1420 kam und die Welt nicht unterging, begannen sich die Hussiten zu bewaffnen und ein Heer aus Saaz, Laun und Schlan sammelte sich bei Pechgrün. Gemeinsam eroberten sie das Kloster Postelberg und zerstörten es..
In den folgenden Jahren fanden im Auftrag von Papst Martin V. mehrere Kreuzzüge gegen die häretischen Böhmen statt. 1421 wurde auch Saaz, das damals zu den größten hussitischen Festungen zählte von einem weit überlegenden Kreuzfahrerheer, unter Pfalzgraf Ludwig belagert. Sechs Angriffe konnten jedoch erfolgreich zurückgeschlagen werden. Nachdem unter den Belagerern das Gerücht verbreitet worden war, dass sich ein starkes hussitisches Entsatzheer mit dem Heeresführer Jan Žižka nähere, verließen sie das Saazer Land in wilder Flucht.
Am 5. Juli 1436 erkannten die Hussiten auf dem Landtag von Iglau Kaiser Sigismund als rechtmäßigen König von Böhmen an. Zuvor schon hatten sie den „Prager Kompaktaten“ zugestimmt, die ihnen unter anderem das Abendmahl in beiderlei Gestalt, also auch den Laienkelch, erlaubten. Die Hussitenkriege fanden damit ein Ende. Die Hussitenkriege waren aber nicht, wie später manche deutsche und tschechische „Historiker“ auslegten national Konflikte zwischen Deutschen und Tschechen, sondern religiöse Aufstände die primär aus sozialen Spannungen entstanden sind.
Die Konflikte zwischen Katholiken und böhmischen Utraquisten nahmen in der Folgezeit trotzdem weiter zu. 1547 zog Kaiser Karl V. gegen die protestantischen Schmalkaldener. Sein Bruder Ferdinand I, der auch König von Böhmen war, leistete ihm Waffenhilfe. Dabei führte ihn sein Weg über Saaz und er beschloss hier zu nächtigen. Der Stadtrat hatte jedoch Angst vor Plünderungen und ließ nur den König selbst und 40 Berittene in die Stadt. Später wurden die Saazer dafür schwer bestraft und mussten 8000 Meißner Schockgroschen zahlen.