Der Weg nach München

Anfang der 30 Jahre war der Weg nach München nicht gepflastert.  Fünfzehn Jahre nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik, also 1933  feierten Tschechen und Deutsche den 28. Oktober zum ersten Mal seit der Gründung der Republik gemeinsam. Die tschechische und deutsche Bevölkerung von Saaz in einer Massendemonstration, wie Saaz sie noch nie gesehen hat.

Doch je größer die Scharen von Arbeitslosen wurden und je mehr zerstörte Existenzen es gab, desto mehr schwand die Aussicht auf ein friedliches tschechisch-deutsches Zusammenleben .Nun kam es in Saaz zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern von Henlein und deutschen Aktivisten. Bei den letzten Parlamentswahlen vor dem Krieg errang die SdP in Žatec einen klaren Sieg. Die Sudetendeutsche Partei gewann durch geschickte Demagogie mehr Anhänger und Sympathisanten und wurde mit massiver Unterstützung der NSDAP systematisch ausgebaut..

Henlein äußerte sich zwar in seinen Reden zunächst im Sinne einer aktivistischen Politik; er betonte seine Loyalität zum tschechoslowakischen Staat, innerhalb dessen er die Mitbestimmungs- und Selbstverwaltungsrechte der deutschen Minderheit stärken wolle. Im November aber 1937 unterwarf sich Henlein in einem Schreiben an Hitler dessen expansiver Politik, Ziel war ab diesem Zeitpunkt unverhohlen der Anschluss der Sudetengebiete an das nationalsozialistische Deutsche Reich.

Nach dem Anschluss Österreichs zählte die Sudetendeutsche Partei 1,3 Millionen Mitglieder. Und somit, das muss man sich vergegenwärtigen, bei einem Bevölkerungsstand von ungefähr 3 Millionen Sudetendeutschen in der Tschechoslowakei war das eine ungeheure Zahl, die in den Reihen dieser Partei war. Die übrigen Parteien, zumindest die meisten von ihnen, schlossen sich nun der Sudetendeutschen Partei an, zum Beispiel „Der Bund der Landwirte“ oder die Christlich Soziale Volkspartei, die vorher Verfechter es Aktivismus waren, das heißt einer Mitarbeit am Tschechoslowakischen Staat. Mit ihnen gingen dann auch ein großer Teil ihrer Wähler zur Sudetendeutschen Partei über.

In dieser Zeit war es aber auch offensichtlich, dass die Sudetendeutsche Partei nichts anderes war als eine Außenstelle der NSDAP in der Tschechoslowakei Auf Veranstaltungen der SDP mehrten sich „Heim ins Reich“ Rufe, oder „Heil Hitler“ Rufe. Es stieg der Terror in den Sudetendeutschen Gebieten unaufhörlich an, gegen Andersdenkende, speziell gegen sudetendeutsche Sozialdemokraten oder Kommunisten, aber eben auch gegen Juden. Es gab dann eben auch schon Überfälle auf jüdische Geschäfte oder Personen.

Die Radikalisierung des deutschen „Volkstumskampfes“ und Hitlers offene und verdeckte Drohgebärden gegenüber der Tschechoslowakei führten schließlich zur internationalen „Sudetenkrise“ und der Weg nach München klar.

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