Der Frühling 1968 in Saaz

Der Frühling 1968 erreichte auch Saaz.  Bereits Mitte der 1960er Jahre kam es in der ČSSR zu einer gewissen politischen Liberalisierung, die sich vor allem in der Kultur bemerkbar machte. Vertreter der Studentenbewegung äußerten 1967 offene Kritik am dogmatischen Stalinismus, später schloss sich auf dem IV. Kongress der Tschechoslowakischen Schriftsteller eine Gruppe von Autoren der Kritik an. Es begann der Prager Frühling im ganzem Lande

Vereine wurden gegründet oder wiederbelebt und die neuen Möglichkeiten der Selbstorganisation und Mitbestimmung ausgelotet. Manche hegten Hoffnungen auf eine Demokratisierung des Landes. Das gesellschaftliche Leben hatte sich erholt und die Menschen hatten keine Angst mehr ihre Meinung zu äußern und Kritik auszuüben.

Dubček und Svoboda am 1. Mai 1968 unter den Menschen

Die Prager Reformkommunisten mit A. Dubček beendeten die Pressezensur und führten die Versammlungs- und Redefreiheit ein. Auch die Wirtschaft des Landes sollte angekurbelt werden, indem marktwirtschaftliche und sozialistische Ideen kombiniert wurden.

Die Saazer Kommunisten waren aber eher konservativ und noch im Februar 1968 betonten sie die Festigung der führenden Rolle der KP. Der politische Frühling wirkte aber in besonders an den Saazer Mittelschulen und in Jugendorganisationen, die aus der alten einheitlichem Jugendverband ČSM neu gegründet wurden. Auch der ursprüngliche Name „Gymnasium“ wurde durch die Reformen im Rahmen des Prager Frühlings 1968 wieder eingeführt.

Die Regierung in Moskau sowie in anderen Ostblockstaaten sprachen von  einer Konterrevolution in der ČSSR und eine Spaltung des Warschauer Paktes. Die Sowjetunion, Ungarn, Polen, Bulgarien und die DDR brachten ihre Soldaten in Stellung. In der Nacht zum 21. August 1968 besetzten die Truppen die ČSSR.

Panzerwaren in Saaz 1968

Die  „befreundeten Armeen“  waren an Saaz sehr interessiert. In Windeseile besetzten sie den Flugplatz und das Panzerregiment. Aus strategischer Sicht war die Stadt Saaz sehr wichtig. In der Stadt gab es mehrere Militäreinheiten, ein Panzerregiment und einen Militärflughafen. Das war eine große Bedrohung für sie, deshalb mussten die Russen Saaz so schnell wie möglich einnehmen.

Antisowjetische Schilder überschwemmten Saaz zu dieser Zeit. Überall in der Stadt wurden  Flugblätter verteilt. Manchmal sogar auf Panzern, aber zum Glück ist nichts passiert.

Dubček und das gesamte Politbüro wurden verhaftet und in die Sowjetunion gebracht. Wenige Tage später mussten sie das „Moskauer Protokoll“ unterzeichnen, das die Reformen rückgängig machte. Gemäß dem Protokoll folgte eine Phase der sogenannten „Normalisierung“, Dubček wurde durch einen moskautreuen Nachfolger ersetzt, frühere Reformer wurden verfolgt und erhielten Berufsverbote.

Sowjetische Panzer in den Straßen von Saaz

Der harte Kern der Kommunisten in Saaz war vorerst noch in Schockstarre, aber langsam erholten sie sich und holten sich ihre Stellungen wieder ein. Ihre Macht wurde langsam wieder konsolidiert.

Nach der Selbstverbrennung von Jan Palach im Januar 1969 haben die Studenten der Saazer Mittelschulen einen Generalstreik gegen die Okkupation der Republik durchgeführt, mit den sie viele Lehrer, Betriebe und Teile der Saazer Militäreinheiten solidarisierten. Das blieb für sie später nicht folgenlos. Es folgte die sogenannte „Normalisierung“ der Gesellschaft.

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