Februarumsturz 1948 in Saaz

Der 25. Februar 1948 in Prag am Altstädter Ring, Klement Gottwald

Der Februarumsturz 1948, obzwar die Kommunisten und sowjetische Berater die Schlüsselministerien (Verteidigung, Innen und Landwirtschaft) schon sein August 1945 im Griff hatten, wurde von den Kommunisten auf Drängen der sowjetischen KP durchgeführt, da sich abzeichnete das wegen der Unzufriedenheit der Bevölkerung die KP nach den nächsten Wahlen große Verlusten hinnehmen würde und  nicht mehr die führenden Rolle spielen würde. Das wäre für die Sowjetunion ein eine nicht hinzunehmende Situation.

Nach dem Februarumsturz 1948 stand der Staat unter der Herrschaft der kommunistischen Partei und wandte sich seit seiner Ausrufung im März 1948 ganz der stalinistischen Politik der Sowjetunion zu. Edvard Beneš trat zurück, weil er die neue Verfassung von Mai 1948 nicht unterschreiben wollte. Proklamiert wurde die neue Tschechoslowakische Republik durch den kommunistischen Führer Klement Gottwald. Er wurde Staatspräsident und Erster Sekretär der Kommunistischen Partei.

Der Aufmarsch der Volksmilizen am Saazer Marktplatz 1948

In der ganzen Republik und auch in Saaz wurden Aktionsausschüsse gegründet zu Säuberung des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens in Betrieben und Ämtern. In Saaz unter der Führung von den Vorsitzenden des Bezirksnationalausschusses Jan Zícha. (in Postleberg 1945 mit den Decknamen Petrov)  Am 10. Mai 1948 hatte sich in Saaz die Sozialdemokratische Partei mit den Kommunisten vereinigt und und den Wählern wurde bei den Wahlen am 30. Mai 1948 nur eine einzige Kandidatur der Nationalen Front zu vorgestellt. Dieses System wurde bis 1989 eingehalten. In Saaz wurden dafür 7258 Stimmen abgegeben und 57 Wähler gaben einen weißen Zettel ab. Das war die einzige Möglichkeit seinen Unwillen mit der kommunistischen Politik zu zeigen.

Als die Kommunisten in der Tschechoslowakei die Macht ergriffen, wurden etwa 280.000 Menschen innerhalb kürzester Zeit zu Verfolgten.

Kapitän Karel Sabela aus Saaz wurde am 18. Juli 1948 in Prag hingerichtet.

Es gab aber auch Widerstand. Im Herbst 1948 wurde in Saaz die Widerstandsgruppe Prag-Zatec gegründet , Mit den Kapitän Karel Sabela, die angeblich eine bewaffnete Machtübernahme des kommunistischen Regimes plante. Mehr als 300 Personen waren an den Vorbereitungen für den Putsch beteiligt, der am 8. März 1949 in Prag unter Beteiligung mehrerer Militärgarnisonen und ziviler Widerstandsgruppen aus Prag und Umgebung ausbrechen sollte. Bis heute ist nicht zuverlässig geklärt, ob es sich tatsächlich um einen geplanten Putsch oder um eine Provokation der Staatssicherheit. Die meisten der beteiligten Personen bezahlten ihre Beteiligung an den Vorbereitungen jedoch mit hohen Gefängnisstrafen, fünf von ihnen wurden sogar hingerichtet.

Das Jahr 1948 war auch das Jahr der Luftbrücke nach Israel von dem Saazer Flugplatz, die maßgeblich zu der Gründung des Staates Israel geführt hat. Mehr davon über die Operation Navot und Operation Balak.

Der Staatsstreich vom Februar 1948 leitete eine zweite Welle massiver Verstaatlichungen ein, die den Privatsektor in der Tschechoslowakei über Jahrzehnte hinweg schrittweise vollständig liquidierten. Bereits im April 1948 begann die Verstaatlichung aller Unternehmen mit mehr als fünfzig Beschäftigten. Die Repressionen und der Druck des Staates betrafen jedoch nach und nach auch die kleinen Handwerker und Gewerbetreibenden und wurden schließlich durch die Zwangskollektivierung auf dem Lande vollendet. Und so wurde der ganze Staat gleichgeschaltet in die „Diktatur des Proletariat“ in den Machtbereich der UdSSR.

Die wenigen Deutschen die in Saaz geblieben sind wurden nicht mehr dazu gezwungen, die weiße Binde mit dem N für „Němec“ zu tragen. Öffentliche Verkehrsmittel durften sie wieder benutzen. Nach 1945 war es aber verboten, die deutschen Namen zu verwenden. Sie durften die Stadt nicht mehr Saaz nennen, sondern Žatec und in der Öffentlichkeit die deutsche Sprache zu benutzen.

1953 erhielten die in der ČSR wohnenden Deutschen schließlich generell die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft zuerkannt, während die Bundesrepublik betonte, sie auch weiter als deutsche Staatsbürger zu betrachten.

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